Konsequenz schafft Entspannung

Klare Ansagen bringen mehr Entspannung – für Eltern und Kinder

Du kennst es bestimmt auch – vor allem aus der Bring- und Abholzeit: Das Kind nörgelt, quengelt oder diskutiert endlos, weil es eine Entscheidung der Eltern nicht akzeptieren will. Der einfachste Weg scheint oft, nachzugeben – damit endlich Ruhe ist. Aber genau das führt langfristig zu mehr Stress für alle. Konsequenz ist hier der Schlüssel zum Erfolg!

Warum konsequente Eltern für entspannte Kinder sorgen

Wenn Eltern klare Entscheidungen treffen und diese auch bei Gegenwind beibehalten, schaffen sie eine verlässliche Struktur. Das Kind weiß: „Wenn Mama oder Papa etwas sagen, dann gilt das.“ Es muss nicht ständig nachverhandeln oder hoffen, dass sich die Regeln doch noch ändern.

Wenn ein Nein ein Vielleicht ist

Ein Kind, das gewohnt ist, mit jedem „Nein“ eine Diskussion starten zu können, bleibt in einem Dauerzustand der Anspannung!

Es spürt, dass vielleicht doch noch ein Hintertürchen offen ist – also investiert es Energie, um doch noch seinen Willen zu bekommen. Das ist für das Kind genauso anstrengend wie für die Eltern.

Beispiel aus dem Alltag:

In der Bringzeit kommt Emil mit seiner Mutter in den Kindergarten. Emil klammert sich an das Bein seiner Mutter.

Emil: „Du sollst noch hier bleiben.“
Mutter schaut mich fragend an und wirkt unsicher: „Aber wir haben doch abgemacht, dass ich dich nur bringe und dann gehe.“
Emil zieht seine Mutter quengelnd in den Gruppenraum (seine Mutter folgt ihm mit länger werdendem Arm): „Aber du sollst noch hier bleiben.“
Mutter: „Na gut, aber nur kurz.“
Emil bleibt stehen, hält seine Mutter fest und umklammert das Bein.
Nach einer Weile sagt die Mutter zu Emil: „Nun muss ich aber los.“
Emil fängt an zu jammern und erste Tränen fließen: „Neiiiiin!“
Mutter: „Aber guck doch mal, du kannst hier doch schön spielen.“
Emil ist inzwischen fest in den alltäglichen „Diskussionsmodus“ gerutscht.
Emil: „Aber du sollst hier bleiben.“
Mutter: „Ok, mein Schatz, dann bleibe ich noch ein bisschen. Wann kann ich denn gehen?“
Emil: „Ich will nur eben den Turm bauen.“

Emil zieht seine Mutter in die Bauecke mit den Bauklötzen und sagt, was seine Mutter tun soll. Diese baut fleißig mit. Die Minuten vergehen. Dann startet die Mutter einen neuen Versuch.

Mutter: „Emil, lässt du die Mutti nun gehen?“
Emil: “ Nein. Du sollst hier bleiben.“
Mutter: „Aber schau mal Emil, wir haben doch besprochen, dass ich dich hinbringe und dann zum Einkaufen fahre. Soll ich dir eine Überraschung mitbringen? Na, wie findest du das?“
Emil klammert sich wieder an das Bein der Mutter und jammert: „Ich will aber mit zum Einkaufen.“
Mutter guckt mich unsicher und sichtlich erschöpft an und sagt: „Ach dann nehme ich ihn heute wieder mit.“
Und zu Emil: „Aber morgen gehst du dann in den Kindergarten, ok?“
Emil: „Ja“

Am nächsten Tag genau die gleiche zähe Situation, auch am übernächsten…

Deshalb klappt es einfach nicht

Emil hat Schwierigkeiten, sich morgens von seiner Mutter zu trennen. Er klammert sich an sie, jammert und bringt sie durch Bitten und Weinen dazu, immer wieder länger zu bleiben. Die Mutter wirkt unsicher und gibt dem Wunsch ihres Sohnes nach. Letztlich nimmt sie ihn wieder mit nach Hause, mit der Absprache, dass er am nächsten Tag in den Kindergarten geht – doch die Situation wiederholt sich täglich.

1. Verhalten von Emil

Emil hat ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit und Nähe zu seiner Mutter. Er versucht mit Weinen, Klagen und Argumentieren, die Trennung hinauszuzögern.

Emil merkt schnell, dass er durch Beharrlichkeit und Quengeln Einfluss auf das Verhalten seiner Mutter nehmen kann. Indem er nicht locker lässt, erreicht er sein Ziel: Die Mutter bleibt oder nimmt ihn sogar mit.

Da die Mutter unsicher wirkt und immer wieder nachgibt, bekommt Emil keine klare Orientierung. Das verstärkt sein Bedürfnis, weiter zu kämpfen.

2. Verhalten der Mutter

Die Mutter möchte Emil nicht traurig sehen und ist sich unsicher, wie sie sich verhalten soll. Sie sucht nach Wegen, ihn zu beruhigen, anstatt konsequent zu bleiben.

Indem sie Emil immer wieder noch ein paar Minuten gibt oder ihn sogar mit nach Hause nimmt, bestätigt sie ihm unbewusst: „Wenn du lange genug dranbleibst, bekommst du, was du möchtest.“

Da die Mutter unsicher wirkt und immer wieder nachgibt, bekommt Emil keine klare Orientierung. Das verstärkt sein Bedürfnis, weiter zu kämpfen.

Sie versucht, ihn mit einer Überraschung zu locken, was ihm signalisiert, dass sein Verhalten eine Belohnung nach sich zieht.

Warum sich die Situation täglich wiederholt

  • Emil erfährt, dass sein Widerstand funktioniert.
  • Die Mutter ist nicht konsequent in ihrer Entscheidung.
  • Es gibt keine feste, vorhersehbare Struktur beim Abschied.
  • Emil wird immer sicherer, dass sein Verhalten sich lohnt.

Meine Empfehlung für eine liebevolle Konsequenz, die Sicherheit bietet

  • Klare Abschiedsrituale einführen: Ein kurzer, liebevoller Abschied ohne Diskussionen gibt Emil Sicherheit.
  • Konsequent bleiben: Die Mutter sollte nicht nachgeben, auch wenn Emil weint. Mit der Zeit gewöhnt er sich daran.
  • Gefühle anerkennen, aber nicht darauf eingehen: „Ich sehe, dass du traurig bist. Das ist in Ordnung. Ich hole dich nachher wieder ab.“
  • Keine Belohnung für Trennungsangst: Überraschungen oder gemeinsames Spielen als Übergang erleichtern den Abschied nicht, sondern verstärken die Abhängigkeit.
  • Mutter sollte Sicherheit ausstrahlen: Ein klares „Ich gehe jetzt. Du bist hier gut aufgehoben“ hilft Emil mehr als ein zögerliches „Na gut, nur kurz…“

Mit einer konsequenten, aber liebevollen Haltung wird Emil lernen, dass der Kindergarten ein sicherer Ort ist – auch ohne Mama. Und auch für die Eltern wird die Trennung einfacher sein.

Unterschied zwischen Eingewöhnung und etablierten Abläufen

Für Kinder, die neu in den Kindergarten starten, gibt es ein gezieltes Eingewöhnungsprogramm, das auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist. In dieser Phase ist es völlig normal, dass Kinder sich erst an die neue Umgebung, die Erzieherinnen und die anderen Kinder gewöhnen müssen. Ein sanfter Übergang mit kurzen Anwesenheitszeiten der Eltern kann hier Sicherheit geben.

In Emils Fall liegt die Situation jedoch anders: Er kennt den Kindergarten bereits und hat sich dort vermutlich schon eingelebt. Sein Verhalten deutet nicht auf Eingewöhnungsschwierigkeiten hin, sondern darauf, dass er gelernt hat, durch Weinen, Festhalten und Verhandeln den Abschied hinauszuzögern oder sogar zu verhindern. In solchen Fällen ist es wichtig, eine klare, verlässliche Struktur zu schaffen, die Emil signalisiert: „Der Kindergarten ist dein Ort – und ich komme nachher wieder.“

Während Eingewöhnungskinder zunächst Unterstützung und sanfte Begleitung brauchen, benötigen bereits eingewöhnte Kinder vor allem Konsequenz und Sicherheit von den Eltern. Je klarer und vorhersehbarer die morgendliche Verabschiedung gestaltet wird, desto leichter fällt es dem Kind, sich darauf einzulassen.

Wertvolle Tipps für absolute Kindergartenneulinge

Leider schaffen es viele Eltern nicht konsequent zu sein. Woran liegt das?

1. Angst vor der Traurigkeit des Kindes
Niemand sieht sein Kind gerne weinen. Viele Eltern haben das Gefühl, dass sie ihr Kind im Stich lassen, wenn sie sich trotz Tränen verabschieden. Dabei vergessen sie oft, dass kurze Trennungstrauer normal ist und Kinder lernen müssen, damit umzugehen.

2. Unsicherheit, was „richtig“ ist
Eltern werden heute mit vielen Erziehungsratgebern, Meinungen und Diskussionen konfrontiert. Manche fürchten, zu streng zu sein, andere haben Angst, ihrem Kind zu schaden. Die Folge: Sie zögern, verhandeln und suchen nach Lösungen, die für alle angenehm erscheinen – was oft in einem Hin und Her endet.

3. Eigene Unsicherheiten und Schuldgefühle
Manche Eltern kämpfen selbst mit Trennungsschmerz oder Schuldgefühlen, weil sie ihr Kind „zurücklassen“. Besonders, wenn die Arbeit ruft oder wenig gemeinsame Zeit bleibt, fällt es schwer, sich klar abzugrenzen.

4. Fehlende Strategien für eine klare Trennung
Oft gibt es keine festen Rituale oder klare Abmachungen für den Abschied. Eltern versuchen, die Situation spontan zu lösen – was in Diskussionen und Unsicherheiten endet. Dabei hilft ein fester Ablauf dem Kind viel mehr als ein unklarer, wechselnder Umgang mit der Trennung.

5. Die Hoffnung, dass es von allein besser wird
Manche Eltern hoffen, dass ihr Kind irgendwann von selbst „bereit“ ist, loszulassen. Doch wenn Kinder erleben, dass Weinen oder Festhalten Mama oder Papa zum Bleiben bringt, wird sich ihr Verhalten nicht von selbst ändern – im Gegenteil.

Konsequenz schafft Entspannung • Wissensperlen

"Ich zähle bis drei und dann..."

Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Konsequenz und Strafe. Ein Blick über meinen "Blog-Tellerrand"...

Eltern liebevoll und professionell begleiten

Das Thema Abschiedssituationen ist für viele Eltern emotional herausfordernd – und damit auch für uns als Erzieherinnen ein sensibles Thema. Wir müssen Eltern einerseits ernst nehmen und ihnen Verständnis entgegenbringen, andererseits aber auch klare Impulse setzen, um langfristig eine gute Lösung für das Kind zu finden.

1. Verständnis zeigen, ohne das Problem zu verstärken
Viele Eltern fühlen sich unsicher, wenn ihr Kind sich nur schwer trennen kann. Hier ist es wichtig, ihnen das Gefühl zu geben, dass ihre Sorge ernst genommen wird: „Ich sehe, dass dir der Abschied heute schwerfällt. Das ist ganz normal in diesem Alter.“
Gleichzeitig sollten wir betonen, dass sich die Situation bessert, wenn sie eine klare Linie finden.

2. Fachliche Kompetenz vermitteln
Eltern brauchen das Vertrauen, dass wir wissen, was wir tun. Deshalb hilft es, das Verhalten des Kindes verständlich zu erklären: „Wenn Emil merkt, dass er durch Weinen und Festhalten mehr Zeit mit dir gewinnt, wird er das immer wieder versuchen. Eine klare, liebevolle Verabschiedung gibt ihm mehr Sicherheit als ein langes Hin und Her.“ So wird den Eltern bewusst, dass Konsequenz nichts mit Strenge zu tun hat, sondern dem Kind hilft.

3. Eltern eine feste Struktur an die Hand geben
Viele Eltern wissen nicht genau, wie sie sich beim Abschied verhalten sollen. Wir können sie dabei unterstützen, indem wir klare Abläufe empfehlen:
Ritual festlegen: Immer die gleiche kurze Verabschiedung (z. B. Kuss, winken, gehen).
Nicht überreden oder verhandeln: Keine langen Diskussionen mit dem Kind.
Losgehen und nicht umdrehen: Auch wenn das Kind weint – Eltern sollten gehen und darauf vertrauen, dass wir übernehmen.
Konsequent bleiben: Keine Ausnahmen, sonst lernt das Kind, dass Beharrlichkeit zum Ziel führt.

4. Den Eltern den Abschied erleichtern
Manchmal brauchen nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern eine „Begleitung“ beim Loslassen. Hilfreich kann sein: Einem Elternteil das Vertrauen schenken: „Ich verspreche dir, wir kümmern uns gut um Emil und rufen dich an, wenn es gar nicht geht.“
Eltern aktiv zum Gehen ermutigen: „Jetzt verabschiedest du dich kurz, dann übernehme ich. Ich bin für Emil da.“

5. Klare Grenzen setzen, wenn Eltern unsicher bleiben
Wenn Eltern trotz aller Erklärungen immer wieder nachgeben, ist es wichtig, freundlich, aber bestimmt eine Grenze zu setzen: „Ich verstehe, dass du es ihm leichter machen möchtest. Aber es hilft Emil mehr, wenn du kurz und klar tschüss sagst und gehst.“

Falls Eltern den Kindergarten frühzeitig wieder mit dem Kind verlassen, ist ein Gespräch wichtig: „Damit Emil sich sicher fühlt, ist es wichtig, dass er die Verabschiedung als festen Ablauf erlebt. Wenn er immer wieder mit nach Hause geht, fällt es ihm morgen noch schwerer.“

Das Beispiel mit der roten Ampel

Eltern brauchen das Gefühl, dass sie mit ihrer Unsicherheit nicht allein sind – aber auch die Klarheit, dass liebevolle Konsequenz der beste Weg für ihr Kind ist. An einer roten Ampel im belebten Straßenverkehr z.B. würden Eltern auch nicht mit ihren Kindern diskutieren. Sie bräuchten in anderen Situationen auch genau diese Selbstverständlichkeit, die Klarheit und Sicherheit vermittelt. Wenn wir das ruhig, professionell und unterstützend vermitteln, können wir gemeinsam mit den Eltern eine Lösung finden, die Emil und allen anderen Kindern im Gruppenalltag hilft.

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