Mäuse sammeln Herbstschätze
Wahrscheinlich kennst du auch das entzückende Buch „Frederick“ von Leo Lionni, in dem es darum geht, wie sich eine Familie schwatzhafter Feldmäuse auf den Winter vorbereit. Alle Mäuse sammeln eifrig Vorräte: Nüsse, Getreide, Beeren und Maiskolben. Doch eine Maus scheint währenddessen zu schlafen und hilft nicht mit: Frederick! Er sitzt scheinbar nur herum und döst vor sich hin. Doch weit gefehlt!
Als die Mäuse ihn fragen, was denn mit seinen Vorräten für den Winter sei, antwortet er, dass er Farben und Wörter sammelt für die Geschichten, die sie sich dann erzählen können. Angelehnt an diese Geschichte haben wir auf unserem Jahreszeitentisch im September pünktlich zur Erntezeit eine kleine Landschaft aufgebaut, in der für eine Weile eine Mäusefamilie wohnt, die uns bis zur Zwergenzeit im Oktober begleitet.
Jeder von uns kann etwas Besonderes
Das Buch „Frederick“ zeigt, dass es nicht immer nur um das Sammeln von materiellen Dingen geht, sondern auch darum, die Schönheit der Welt wahrzunehmen und sie mit anderen zu teilen. Frederick lehrt uns, dass Kunst, Worte und Fantasie genauso wichtig sein können wie Nahrung und dass diese Gabe oft erst auf den zweiten Blick sichtbar wird.
Im Morgenkreis auf unserem Waldsofa ging es los!
Alle Stoffmäuse, die übrigens aus einem bekannten schwedischen Möbelhaus stammen, lagen noch versteckt in einem verdeckten Körbchen, in der Kreismitte ein Tischchen mit einer Decke und ein paar Holzstücken, denn bei uns am Waldwagen haben wir auch einen Holzschuppen, in dem es manchmal ganz nach Mäuseart verdächtig raschelt! Nacheinander bekamen die Kinder eine Maus in die Hand, mit der sie nun in der Nähe des Waldsofas etwas finden sollten, was sie zum Tisch brachten:
- Äste
- Blätter
- Rinde
- Vogelbeeren
- Wurzelstücke
- Haselnüsse
- Birkenrinde
- Moos
Mit Naturmaterialien ein kleines "Mäusereich" bauen
Zurück im Kreis gestalteten wir mit den mitgebrachten Naturmaterialien auf dem Tisch eine kleine, aber feine „Mäusewohnung“ und die Kinder waren eifrig damit beschäftigt, es den Mäusen gemütlich zu machen. Ein Rindenstück wurde zum Bettchen, ein Ast zum Sofa und Nüsse und Vogelbeeren häuften sie in der Vorratskammer auf. Als alles fertig war, erzählte ich den Kindern die Geschichte von Frederick, indem ich die zusammen gestaltete Tischmitte als Bühne nutzte. Und auch bei uns sammelte eine Maus – die mit dem rot-weißen Halsbad – nur Farben und Wörter, die dann zu dem Gedicht aus dem Buch wurden, als alle Vorräte aufgeknabbert waren!
Wenn du allerdings nicht die Möglichkeit hast, draußen im Wald zu sein, kannst du für die Dinge, die gesammelt werden sollen, auch einen Korb oder Tisch vorbereiten, wo die Kinder die Sachen finden können, oder du verteilst Naturmaterialien im Gruppenraum oder auf dem Außengelände – denn Kinder finden es immer toll, Dinge zu suchen! Das ist dann ein bisschen wie „Ostern im Herbst“!
Mäuse gehen baden!
Die Stoffmäuse wandern übrigens freitags nach dem Kindergarten in einem Wäschesäckchen in die Waschmaschine und drehen dort munter bei 60 Grad ihre Runden, bevor sie dann am Montag wieder frisch gewaschen und leinengetrocknet in unseren Wagen einziehen!
Toller Buchtipp
Hier kommst du zum Buch von Leo Lionni, einem echter Kinderbuch-Klassiker, der für mich zur Spätsommer- und Erntezeit einfach dazu gehört! Die Bilder sind typisch Lionni: Klar und einfach und lassen viel Raum für kindliche Phantasie. Das Buch hat schon ein paar Jahre „auf dem Buckel“, ist aber alles andere als in die Jahre gekommen, denn das Reifen der Früchte im Herbst ist ein wichtiges Ereignis im Jahreslauf, das Kinder jedes Jahr aufs Neue erlebbar werden lässt: Die Erde sorgt für mich und uns! Und es gibt auch Schätze, die man nicht essen kann, die uns aber in Form von Geschichten erfreuen!