Zurück zu den Wurzeln - weniger ist mehr!
Zusammen mit den Kindern haben wir alle Spiele, Bauklötze, die komplette Kinderwohnung, Puzzles, Spielfiguren, Bücher, dies und das in Kartons gepackt und in einen Raum gebracht. Stündlich wuchs der Kartonberg und die meisten Kinder waren mit Eifer dabei.
Natürlich gab es auch zwei Kinder, die das Ein- und Wegpacken „total blöd“ fanden. Wir werden schauen, wie es den beiden in den nächsten Tagen und Wochen ergeht.
Der Kindergarten leert sich
Nachdem alle Regale leer waren und der Raum zu hallen begann, wurden zusammen mit den Kindern die Schränke ausgewischt, Möbel zweckentfremdet und die Regale füllten sich mit gefundenen Kastanien, Decken und Tüchern.
Für drei Monate schicken wir nun alles, was die Ideen und Wünsche der Kinder zu sehr beeinflusst oder leitet, in den „Urlaub“, denn nicht selten haben Kinder durch vorgefertigte Spielsachen überhaupt nicht die Möglichkeit ihre ganz eigenen Ideen umzusetzen.
Bevor es dazu kommen könnte, werden Kinder nur zu oft visuell in eine vorhersehbare Spielsituation gepresst. Anders ist es, wenn man für sie eine Umgebung schafft, in der sie ihren Ideen und Wünschen, die sie selbst mitbringen, nachgehen können.
Von Möbeln und Menschen
Sichtliche Freude genossen die Kinder beim Rutschen über die Tische und sie fingen an, den Gruppenraum neu zu bespielen. Möbel wurden verschoben und zweckentfremdet. Schnell bildeten sich große Gruppen, die als Tiere in Höhlen unter den Tischen lebten: Säbelzahntiger fauchten und ab und zu kreuzten kartonbepackte Kinder aus der anderen Gruppe die Spielszene, was die „Tiere“ aber nicht im Geringsten störte.
Mehr soziales Miteinander
In den ersten beiden Tagen der spielzeugfreien Zeit verlor das Material seine Anziehungskraft und die Menschen wurden wieder interessanter. Die Sprechfreudigkeit der Kinder wuchs, der Gebrauch von Sprache als kognitives Werkzeug nahm erheblich zu!
Auch die gemeinsame morgendliche Planung des Tages trägt zum sozialen Miteinander bei. Sie trainiert die Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit der Kleinen. Dabei lernen sie unter anderem, dass sie ihre Ideen und Wünsche anderen mitteilen können, dass sie jemanden fragen können, wenn sie nicht weiter wissen.
Dieses Projekt fördert so viel
- Kreativität
- Sprechfreude
- Soziales Miteinander
- Langeweile erleben und aushalten
- Aufeinander angewiesen sein
- Eigene Ideen einbringen
- Neues entdecken
- Um die Ecke denken
- Frustrationstoleranz
- Eigene Bedürfnisse wahrnehmen
- Rücksicht nehmen
- Selbstorganisation
Das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ dauerte drei Monate und fand bei uns statt von November 2007 bis Februar 2008.
Mehr zum Projekt "Spielzeugfreier Kindergarten"
Spielzeugfreier Kindergarten
…in der zweiten Woche
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Elternabend nach der dritten Woche
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Wie alles begann