Warum besuchen uns die Zwerge eigentlich im Herbst? Und welcher pädagogisch wertvoller Sinn steckt dahinter?
Alles fing damit an, dass ich während eines Praktikums in einem Waldorfkindergarten miterlebte, wie im Herbst mit der Zwergenzeit eine Art Zauber in den Kindergarten wehte! Und nicht nur dorthin – jede Familie unterstützte diese besondere Zeit und für die Kinder war dieser liebgewonnene Brauch ein Erlebnis, welches sie wohl nie wieder vergessen werden! Der Jahreszeitentisch verwandelte sich in eine gemütliche Zwergenhöhle inmitten von herbstlichem Laub, Moos und Edelsteinen, die früh morgens im Kerzenschein funkelten.
Die Zwergenzeit ist geprägt von Staunen, Geheimnissen, Ruhe und Kreativität! Jedes Jahr im Oktober besuchen uns im Kindergarten die Zwerge. Aber nicht nur dort – auch alle Familien bekommen einmal über`s Wochenende Zwergenbesuch! Damit die Eltern eingeweiht sind und die Bedeutung dieses liebgewonnenen Brauches kennen, bekommen sie von uns zwei Wochen vor dem Einzug der Zwerge diesen Infobrief. Bereits auf dem ersten Elternabend im August/September wurde die Zwergenzeit von uns vorgestellt, aber oft sind nicht alle Eltern anwesend gewesen. Dieser Brief ist deshalb so wichtig, da die Eltern unsere heimlichen Helfer sind und bei sich zu Hause nachts Zwergenschabernack anstellen – nicht nur für die Kinder eine lustige und geheimnisvolle Zeit des Staunens und Schmunzelns!
Elternbrief
Liebe Eltern!
Genau wie in den letzten Jahren werden uns bald wieder die Zwerge besuchen!
Im Oktober werden wir mit den Kindern eine Höhle bauen und die Zwerge dort mit Äpfeln, Nüssen und einem Brief “anlocken”. Denn natürlich müssen die Zwerge anstandsgemäß empfangen und in einer gemütlichen Zwergenhöhle untergebracht werden, bei deren Herstellung die Kinder tatkräftig mit anpacken!
Alle Familien, die bereits im letzten Herbst dabei waren, kennen diesen schönen Zwergenbrauch ja bereits und eure Kinder erzählen noch heute mit leuchtenden Augen vom Zwergenschabernack, den es bei uns gab!
So hatten die Zwerge im letzten Jahr z.B. die Stifteschublade ordentlich durcheinander gebracht, auf der Empore wurde des Nachts geschmauselt und gekrümelt und einmal haben sich unsere Zwerge sogar eine Seilbahn quer durch den Gruppenraum gebaut! Bald nun werden unsere Zwerge „Knolle“, „Röschen“ und “Knorke” uns täglich am Vormittag begleiten!
Hier für euch schon einmal einige Zwergeninfos vorweg für alle, die unseren Zwergenbrauch noch nicht kennen oder eine kleine Zwergenauffrischung brauchen können:
Jede Woche werden sich drei Kinder (Wochen-Kumpel) um die Zwerge kümmern und sie täglich zum Frühstück mit Brotkrumen oder Nüssen auf Eichelhütchen-Tellern versorgen. Jedes Kind wird im Herbst also 1x Zwergenkumpel sein!
Die Zwergenzeit endet (ungefähr) mit Beginn der Adventszeit, dann verschwinden sie wieder auf geheimnisvolle Weise…vorausgesetzt, jedes Kind war bis dahin Zwergenkumpeline oder Zwergenkumpel!
Warum – so werden sich einige von euch sicherlich fragen, pflegen wir im Kindergarten diesen Zwergenbrauch?
Zwerge sind Wesen, die wir in vielen Geschichten mit dem Wald, Erde, Baumwurzeln und Edelsteinen in Verbindung bringen. Sie wohnen unter den Wurzeln in gemütlichen Höhlen, hüten das Erdreich, zupfen an den Wurzeln, damit im Herbst die Blätter abfallen können und kümmern sich um die Gesundheit der Erde.
In unserer Arbeit mit Kindern finden wir diesen Brauch deshalb so wichtig, weil man ihnen auf diese Art und Weise eine lebendige Beziehung zu „Mutter Erde“ ermöglicht – gerade in der Zeit des Herbstes, in der die Natur geprägt ist von Veränderung, Vergehen und Rückzug.
Kindergartenkinder empfinden die Welt um sie herum noch als beseelt. Jedes Ding hat sein Eigenleben. Und genau dort, in dieser gefühlsorientierten Welt, die noch voller Magie ist, sollten wir unsere Kinder abholen und sie nicht schon zu früh mit kognitiven und trockenen Erklärungen über Sachverhalte überfordern. Wenn wir Kindern ermöglichen, ihre natürliche beseelte Beziehung zur Natur zu pflegen, diese wertzuschätzen und zu lieben, dann werden sie diese später auch schützen, behüten und pflegen, weil sie die Chance hatten, ein Gefühl der liebevollen Verbindung zur Natur zu entwickeln.
Nun werden die Tage kürzer, Blätter fallen, viele Tiere verkriechen sich und das Leben zieht sich zurück in die Erde. Der Herbst steht vor der Tür! In dieser Zeit wird es im Haus umso lauschiger und mit den Zwergen schaffen wir einen neuen Erlebnisraum, der voller Magie, Fürsorge und mit Staunen gespickt ist!
Herzlich-herbstliche Zwergengrüße von …
Unterstützung tut einfach gut
Du kannst diesen Infobrief gerne für dich abwandeln und für deine Eltern nutzen. Als ich vor vielen Jahren mit diesem Brauch anfing, hätte ich mich auch über eine Anregung oder Hilfe gefreut. Aber so freue ich mich, wenn ich dir hiermit etwas unter die Arme greifen kann, um dir das Schreiben zu erleichtern, denn viele Erzieherinnen tun sich manchmal etwas schwer mit Formulierungen. Wenn du diesen Brief also für deine Gruppe nutzen möchte, kein Problem! Kopiere ihn gerne, wandele ihn etwas um und drucke ihn für deine Eltern aus.
