Gemeinsam oder doch lieber offen?
Diese Frage habe ich mir in meiner 20jährigen Arbeit so manches Mal gestellt!
Es muss einfach passen
Für mich gibt es keine eindeutige Antwort, denn der Frühstücksrahmen sollte zur Gruppe, zum Konzept des Kindergartens und natürlich zu einem selber passen.
Für ein gemeinsames Frühstück zu einer bestimmten Zeit im Kindergartenalltag sprechen Gründe
Ein Kindergartenalltag ist ein Wechsel von Aktivität und eher ruhigeren Phasen. Wenn die Kinder beides erleben, sind sie ausgeglichen und zufrieden. Während sich die Gruppe zum gemeinsamen Frühstück zusammen findet, kommen alle Kinder einmal zur Ruhe, sammeln und stärken sich, um danach wieder auszuschwärmen und man hat Zeit für eine fortlaufende Geschichte, von der jeden Tag ein Stück erzählt wird.
Es mag Kinder geben, die sich den Vormittag selbst gut einteilen können und sich Ruhe- und Esspausen gönnen, ebenso gibt es die Kinder, die ohne Unterbrechung spielen und das „offene Frühstück“ (z.B. in einer Frühstücksecke, die von den Kinder nach ihrem persönlichen Bedürfnis aufgesucht werden kann) manchmal nur hinunter schlingen, um schnell wieder im Sandkasten oder der Bauecke sitzen zu können.
Gerade beim Start in das neue Kindergartenjahr ist diese Art des Frühstücks eher geeignet. Jeder sieht jeden, man kommt zur Ruhe, genießt das Essen, lauscht einer Geschichte oder unterhält sich mit dem Tischnachbarn.
Unser Wandel zum offenen Frühstück kam so
Nachdem unser Kindergarten das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ durchgeführt hat, hat sich unser Frühstück sehr verändert, denn die über drei Monate erlebte Freiheit und Selbstbestimmung haben alle so schätzen gelernt, dass wir nur noch einmal in der Woche alle zusammen am Tisch sitzen und gemeinsam schmausen.
In dieser freieren Art zu frühstücken, verabreden sich die Kinder mit ihren Freunden zum Essen – dann, wenn sie Hunger haben. Sie hören also mehr auf ihre Bedürfnisse. Auch in draußen gebauten Höhlen darf gefrühstückt werden, denn wie schön ist es für ein Kind im selbst gebauten Haus zu sitzen und zu schnabulieren!
Manchmal kommen jedoch Eltern, die sich über eine noch fast volle Brotdose wundern und sich Gedanken machen, ob ihr Kind denn auch genügend isst. Auf einem Elternabend haben wir Müttern und Vätern unsere Sichtweise erklärt und den Raum geöffnet für ihre Gedanken dazu und auch ihre Bedenken, was zu gegenseitigem Verständnis beigetragen hat.
Den Bedürfnissen von Kindern vertrauen
In all den 15 Jahren habe ich noch kein Kind erlebt, welches bei uns verhungert ist und mittlerweile stehe ich diesem Thema sehr gelassen gegenüber und vertraue darauf, dass Kinder ihre Bedürfnisse wahrnehmen und spüren!
Natürlich habe ich auch beim offenen Frühstückskonzept die Kinder im Blick und wenn ich merke, dass ein Kind vom Spielen zu sehr eingenommen ist – z.B. mitten im Sand beim Burgen bauen – schlage ich eine Frühstückpause für die Bauarbeiter vor. Meist wird der Vorschlag für gut befunden und die Kleinen ziehen los und holen ihre Frühstückstaschen, aber wenn ein Kind partout keinen Hunger hat, lasse ich es weiter spielen. Beide Frühstückskonzepte haben ihre Vorzüge und auch ihre Nachteile.