Eine frostige Nacht in Huntlosen
Es war ein klirrekalter Abend in unserem kleinen Dorf Huntlosen. Winzlipütt, der kleine Kaffeetassenzwerg, saß in seiner Tasse, eingehüllt in eine warme winzige Kuscheldecke und schaute aus dem Fenster. Genüsslich knabberte er an einer Rosine, die für ihn so groß war wie ein Brötchen für uns Menschen. Der Mond stand hell am Himmel und tauchte den verschneiten Garten in ein silbriges Licht. Katze Rosa lag zusammengerollt auf dem Sessel und schnurrte leise. Am nächsten Morgen würde der 6. Dezember sein und Winzlipütt war gespannt, ob der Nikolaus vielleicht auch zu ihm kommen würde.
Das Glöckchen im Mondlicht
Plötzlich hörte Winzlipütt ein leises Bimmeln wie von kleinen Glöckchen. Neugierig spitzte er die Ohren und blickte genauer hinaus. Im Schein des Mondlichts erkannte er eine Silhouette: Ein großer Mann mit rotem Mantel und einem Sack über der Schulter stapfte durch den Schnee. Neben ihm trippelte ein Eselchen mit grau glänzendem Fell. Auf dem Rücken trug das Eselchen Satteltaschen, aus denen kleine bunte Päckchen schauten und am Halfter glänzte ein kleines Silberglöckchen, das zart bimmelte.
Winzlipütt trifft den Nikolaus
„Der Nikolaus!“, rief Winzlipütt aufgeregt und sprang aus seiner Tasse. Schnell zog er seinen warmen Mantel und seine dicksten Zwergenstiefel an und lief hinaus in die kalte Nacht. „Hallo, Nikolaus!“, rief er freudig, als er näher kam. Der große Mann hielt inne und blickte hinunter zu dem winzigen Kaffeetassenzwerg. Ein warmes Lächeln umspielte sein Gesicht.
„Na, wen haben wir denn hier? Bist du nicht der Winzlipütt, von dem die Kinder im Dorf so viel erzählen?“ Winzlipütt nickte eifrig. „Das bin ich! Und ich wollte dich unbedingt treffen! Du bist ja wirklich echt!“ Der Nikolaus lachte tief. „Natürlich bin ich echt, mein kleiner Freund. Und das hier ist mein treuer Esel Graufellchen.“ Der Esel schnaubte freundlich und nickte mit dem Kopf. Winzlipütt streckte sich und hielt ihm mutig sein Händchen entgegen. Graufellchen senkte langsam seinen Kopf und stupste ganz sachte mit seiner weichen Schnauze an Winzelpütts Hand. Dabei schnaubte der Esel zart, dass es ein bisschen kitzelte. „Hihihi“, kicherte Winzelpütt, „das fühlt sich ja lustig-killerig an!“
Eine Reise durch die Nacht
„Was machst du in dieser kalten Nacht?“, fragte Winzlipütt neugierig den Nikolaus. „Ich bringe den Kindern ihre Geschenke“, antwortete dieser freundlich und zeigte auf den prall gefüllten Sack. „Und Graufellchen hilft mir, alles zu tragen.“ Winzlipütt blickte bewundernd zu dem großen Sack und dann zu Graufellchen, der geduldig neben dem Nikolaus stand. „Das klingt nach viel Arbeit. Kann ich euch helfen?“ Der Nikolaus lächelte. „Das ist ja eine tolle Idee, Winzlipütt. Vielleicht kannst du uns zeigen, wo die Häuser der Kinder sind. Graufellchen und ich kommen nicht oft in diesen Teil des Landes und könnten etwas Hilfe gut gebrauchen.“ Winzlipütts Augen leuchteten. „Natürlich! Ich kenne jedes Haus hier. Folgt mir!“
Und so begann eine heimliche Verschenke-Nacht: Winzlipütt führte den Nikolaus und den Esel von Haus zu Haus. Gemeinsam legten sie kleine Geschenke in die bereitgestellten Stiefel und schlichen leise durch die verschneiten Gassen. Der Nikolaus erzählte Geschichten von seinen Reisen, und Winzlipütt lauschte mit gespitzten Ohren. Graufellchen bekam hier und da ein Stück Karotte oder etwas Heu, denn die Kinder hatten am Abend vorher ihre Stiefel geputzt, diese vor die Tür gestellt und für den Esel etwas leckeres zum Knabbern dazu gelegt.
Als sie das letzte Haus erreicht hatten, bückte sich der Nikolaus zu Winzlipütt hinunter. „Danke, kleiner Freund. Ohne dich hätten wir uns hier wohl ein paar Mal verlaufen.“ Winzlipütt grinste stolz. „Es war mir eine große Freude, zu helfen.“ Der Nikolaus griff in seinen Sack und zog ein kleines Päckchen heraus. „Hier, das ist für dich!“ Winzlipütt nahm das Geschenk entgegen und weil er sich so darüber freute, machte er einen kleinen Hopser und wackelte mit seiner Zipfelmütze – wie das Zwerge halt so machen. „Vielen Dank, lieber Nikolaus!“ Mit einem letzten Lächeln und einem Zwinkern winkte er Winzlipütt zu, nahm den Esel am Zügel und machte sich wieder auf den Weg. „Nun müssen wir weiter.“ Dabei stapften und trippelten sie durch dichten Schnee, der im Mondlicht glitzerte wie tausend kleine Sterne.
Die zauberhafte Laterne
Mit seinem kleinen Päckchen in der Hand kehrte er durch die Katzenklappe zurück ins Haus. Katze Rosa war inzwischen auf dem Sessel wach geworden, reckte und streckte sich und mauzte. Winzlipütt verstand natürlich die Katzensprache. „Ja, ja, ich mache das Päckchen gleich auf. Ich muss nur erst meinen dicken Mantel und die Stiefel ausziehen.“ Winzlipütt streifte sich die Stiefelchen von den Füßen, kletterte zu Rosa auf den Sessel und wickelte das Päckchen gemeinsam mit ihr aus.
Zum Vorschein kam eine kleine, handgefertigte Laterne mit einem leuchtenden Zauberstern. Im Inneren schimmerte es magisch. „Oh, Rosa, schau mal! Ein Zauberstern!“, rief Winzlipütt begeistert. Die kleine Katze schnurrte zustimmend und stupste vorsichtig mit ihrer Pfote gegen die Laterne. Der Stern funkelte auf wundersame Weise und erfüllte die Laterne mit einem warmen, goldenen Licht. Der ganze Raum wurde in ein sanftes Leuchten getaucht.
„Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe“, flüsterte Winzlipütt. Sein Herz hüpfte vor Freude. „Der Nikolaus ist wirklich von Herzen gut“, sagte er und umarmte die Laterne mit dem Zauberstern fest mit seinen kleinen Ärmchen. Rosa miaute zufrieden und kuschelte sich schnurrend zu ihm.
Winzlipütt schaute durch das Fenster hinaus in die verschneite Nacht, wo ein paar Schneeflocken wie kleine Sterne vom Himmel schwebten. „Das war eine wunderbare Nikolausnacht, Rosa“, murmelte er, „ich hänge die Sternenlaterne noch im Garten auf, dann kann sie dort weiter leuchten.“ Zurück im Haus kuschelte er sich in seiner Tasse in die warme Wolldecke und zufrieden träumte Winzlipütt vom gütigen Nikolaus.
Eine magische Nacht im Garten
Die Laterne leuchtete die ganze Nacht und erfüllte auch den Garten hinter dem Fenster mit ihrem sanften, warmen Licht. Es dauerte nicht lange, bis die ersten neugierigen Besucher eintrafen. Ein flauschiges Eichhörnchen sprang von Ast zu Ast und blieb auf einem tief hängenden Zweig sitzen, um das Licht zu betrachten. Seine glänzenden Augen funkelten fast genauso wie der Zauberstern in der Laterne.
Kurz darauf setzte sich ein Dompfaff ans Fenster, sein leuchtend rotes Gefieder wirkte wie ein kleiner Farbklecks im winterlichen Weiß. „Was für ein schöner Stern!“, piepste er leise, bevor er sich zu den anderen Vögeln gesellte. Amseln und Meisen kamen herbeigeflogen und blieben auf einem kahlen Ast sitzen, als wollten sie die Laterne bewachen.
Unter einem dichten Strauch raschelte es plötzlich. Der kleine Igel, der eigentlich tief im Winterschlaf war, blinzelte verschlafen ins Licht. „So etwas Magisches habe ich noch nie gesehen“, murmelte er, trottete langsam näher, warf einen kurzen Blick auf die Laterne und verschwand wieder zurück in sein warmes Versteck.
Rosa verschläft die tanzende Sterne
Sanft geweckt vom nächtlichen Lichterzauber, kletterte Winzlipütt aus seiner Kaffeetasse, ging zum Fenster und beobachtete das bunte Treiben im Garten. Der Zauberstern in der Laterne schien nicht nur die Tiere zu wecken, sondern auch den Himmel. Hoch oben begannen die Sterne heller zu leuchten, fast so, als würden sie sich zuzwinkern und miteinander tanzen. Plötzlich löste sich einer der Sterne aus der Dunkelheit und zog einen leuchtenden Schweif über den Himmel, als ob er Winzlipütts Garten grüßen wollte. „Rosa, hast du das gesehen?“, rief Winzlipütt begeistert. Doch die Katze schnurrte nur schläfrig, eingerollt auf dem Sessel. „Na gut, dann erzähle ich es dir morgen“, murmelte der Zwerg und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Ein Wunsch ans Sternenlicht
Winzlipütt spürte, wie etwas Besonderes in der Luft lag. Der Zauberstern in der Laterne pulsierte sanft, fast wie ein Herzschlag. „Vielleicht kann ich mir etwas wünschen“, dachte er leise. Er schloss die Augen und flüsterte: „Ich wünsche mir, dass das Licht der Laterne nicht nur den Garten, sondern auch die Herzen derer erhellt, die es sehen.“ Als er die Augen öffnete, schien die Laterne heller zu strahlen als je zuvor, und draußen im Garten tanzten die Schneeflocken wie glitzernde Sterne in einem magischen Reigen. Winzlipütt spürte, dass sein Wunsch irgendwie in Erfüllung gehen würde – vielleicht nicht sofort, aber sicher irgendwann.
Das Licht des Sterns lebt weiter
Langsam wich die Nacht dem frühen Morgenlicht, und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten den Garten. Die Laterne flackerte noch einmal kurz auf und ging dann aus, als hätte sie gewusst, dass ihre Aufgabe für diese Nacht erfüllt war. Winzlipütt schloss die Augen und lächelte. Der Zauberstern war jetzt ein Teil seines Lebens, und er wusste, dass dieses Licht, obwohl es sichtlich erloschen war, in seinem kleinen Zwergenherz immer weiter leuchtet und er dieses innere Licht weiter in die Welt tragen würde.