Es gibt einen Zusammenhang zwischen Burnout bei Erwachsenen und der Art und Weise, wie in unserer Gesellschaft mit Kindern umgegangen wird.
In der Zeitschrift „Erziehungskunst“, Ausgabe April 2012, ist ein interessanter Artikel zum Thema „Burn-Out-Erziehung“ zu lesen. Annejet Rümke, Ärztin für Psychiatrie in Amsterdam, sieht einen Zusammenhang zwischen dem immer häufiger auftretenden Burnout bei Erwachsenen und der Art und Weise, wie in unserer Gesellschaft mit Kindern umgegangen wird.
In den letzten 30 Jahren haben sich unsere gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stark verändert und diese Situation hat Einfluss auf die Zunahme der Zahl von Kindern mit problematischem Verhalten wie Lernschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität und destruktivem Verhalten, so Rümke.
Die Freizeit von Kindern wird immer häufiger von Erwachsenen organisiert und oft sind sie rund um die Uhr beschäftigt.
Viele Eltern schleppen ihren Nachwuchs zu Vereinen und zum Musikunterricht, ständig läuft der Fernsehen oder Computer. Bereits im Kindergartenalter fällt auf, wie sehr Kinder scheinbar „beschäftigt werden müssen“!
Die Kunst, sich gesund zu langweilen, wird verlernt, sowie es die Eltern leider verlernen, Langeweile bei Kindern auszuhalten.
Sobald ein Kind sich langweilt, denken Eltern, dass sie etwas falsch gemacht haben. Sie setzen sich unter Druck und haben den Anspruch, ihr Kind zu beschäftigen. Ein nicht enden wollender Teufelskreis beginnt!
„Sich langweilen“ bedeutet aber: Einen Augenblick lang nicht zu wissen, was man mit seiner Zeit anfangen kann. Erst aus diesem Gefühl heraus, aus der eigenen Phantasie, dem eigenen kreativen Impuls, findet das Kind zu einer befriedigenden Beschäftigung. Nur so lernen Menschen, ihre eigene Quelle der Aktivität anzuzapfen und den Willen, selbst etwas zu unternehmen!
Heutzutage ist es jedoch oft so, dass sich kaum jemand noch langweilen muss, denn sogar auf dem Rücksitz eines Autos können Kinder sich von DVDs berieseln lassen. Sobald wir mit der Stille oder mit uns selbst nichts anzufangen wissen, schalten wir Musik oder den Fernseher an, chatten eine Runde, surfen im Internet oder spielen mit unserem Handy.
Ein überreiztes Nervensystem ist die Folge
Die Zeit, in der wir träumen und uns in uns selbst versenken können, wird immer seltener. Der Preis dafür ist ein überreiztes Nervensystem und das Risiko, früher und immer öfter Erschöpfungs- und Stressbeschwerden zu bekommen. Lassen wir also unsere Kinder in Ruhe in ihrer eigenen Welt, damit ihre Kreativität und Phantasiekräfte wieder wachsen und Flügel bekommen können!