Nachbarschaft im Garten
Wie es zu diesem liebgewonnenen Brauch kam? Da muss ich etwas ausholen… Vor vielen Jahren habe ich mal eine Familie in Hessen besucht. Es war Ende November, wir tranken Tee, unterhielten uns über die Weihnachtszeit und knabberten an würzig-leckeren Spekulatius. Und als ich fragte, wie sie denn den 24. Dezember verbringen, erzählte Anja mir von ihrem geselligen Brauch, der noch im selben Jahr bei uns Einzug hielt!
Jedes Jahr am 24. Dezember treffen sich seit dem bei uns alle Nachbarn ausgestattet mit Punschbechern von 11-13 Uhr in einem unserer Gärten auf der Terrasse, hören schnulzige Weihnachtsmusik und trinken zusammen Glühwein und ja, auch Früchtepunsch, den gibt es natürlich auch! Nein, das ist kein Witz! Wir lieben diese „Glühweinsause“ und seitdem wir dieses Ritual jedes Jahr “pflegen”, kann uns am Weihnachtsabend nix mehr aus der Ruhe bringen!
Viele bringen selbstgebackene Kekse mit. Es wird erzählt und geschnackt und da die meisten vormittags auch schon den letzten Einkauf vor dem Fest erledigt haben, passt das Treffen von 11 bis 13 Uhr hervorragend in die Tagesplanung.
Gelassen in den Weihnachtsabend
Wer bis 11 Uhr noch gestresst ist und sich fragt, ob alles gut vorbereitet und bloß nichts vergessen wurde, wird im Laufe des Treffens immer gelassener, denn alle sind in guter Weihnachtsstimmung und stecken sich gegenseitig an!
Schön ist auch, dass ältere Kinder, die sonst irgendwo verstreut studieren, dazu kommen. In dieser heiteren Stimmung wird viel geschnackt und gelacht, man erfährt Neuigkeiten und es fühlt sich an wie eine große, bunte Weihnachtsfamilie!
Unsere erste "Glühweinsause" hier im Norden
Ich war sofort begeistert von der Idee und setzte diese vier Wochen später auch gleich in die Tat um! Wir malten und schrieben lustige Einladungen an die Nachbarn und waren sehr gespannt, wer einer Einladung für 11 Uhr am Weihnachtsmorgen denn wohl folgen würde.
Die Bohnenwette passte hervorragend dazu!
Meine Tochter war damals noch im Grundschulalter, am 24.12. natürlich schon früh wach und aufgeregt und bereitete mit ihrer Nachbarin und Freundin jedes Jahr am 24. Dezember die Bohnenwette vor. Dafür zählten sie viele Bohnen, die sie in eine Flasche füllten und machten sich auf den Weg durch unsere Nachbarschaft. Jeder durfte nun schätzen, wie viele Bohnen in der Flasche waren.
Dieser Brauch aus Schweden war einfach super, denn so hatten die Kinder was Wichtiges zu tun. Zurück von ihrer Tour wurde nun heimlich der Gewinner ermittelt. Verraten wurde aber noch nichts. Am Abend des 23.12. haben sie dafür einen kleinen Kastenkuchen gebacken, der auch unbedingt noch lustig verziert werden musste. Die Kinder waren total zufrieden, denn sie wurden nicht einfach vor den Fernseher gesetzt, um die Wartezeit zu überbrücken, sondern die beiden hatten ihre ganz eigenen Aufgaben an diesen beiden Tagen.
Bohnenwette
Hurra, die Gäste sind da!
Pünktlich um 11 Uhr stand am 24. Dezember der Glühwein bereit und natürlich gab es auch Apfelpunsch! Schwungvolle Weihnachtsmusik trällerte durch den Garten, während alle Nachbarn nach und nach mit ihren mitgebrachten Bechern auf der Terrasse eintrudelten. Schnell fanden sich Gesprächsthemen, es wurde geschnackt, gelacht und die Stimmung war einfach herrlich!
Auch die älteren Kinder, die bereits studierten und in anderen Städten wohnten und zu Weihnachten wieder zu Hause waren, hatten sich jede Menge zu erzählen! Nachdem nun alle mit Punsch und Glühwein versorgt waren, haben meine Tochter und ihre Freundin den Sieger der Bohnenwette verkündet und mit Applaus wurde der liebevoll und kreativ verzierte Preisrätselkuchen überreicht!
Punschtrinken auch im Kindergarten
Ob man nun Glühwein oder alkoholfreien Punsch ausschenkt, bleibt ja jedem selbst überlassen. Ich kann dir diesen Brauch nur wärmstens empfehlen, denn es verbindet uns mit denen, die um uns herum wohnen, auf ganz besondere Weise. Und auch im Kindergarten lässt sich das Punschtrinken am letzten Arbeitstag vor den Weihnachtsferien als gelungener Abschluss prima organisieren! Und manchmal muss man selbst den ersten Schritt gehen.
Wir halten nun schon seit über 10 Jahren an diesem schönen Brauch fest. Nicht immer findet die „Gühweinsause“ bei uns statt, doch jedes Jahr treffen wir Nachbarn uns zum lustigen Beisammensein im Garten mit Glühwein und Punsch, schnacken, klönen, lachen und alle gehen gelassen, leicht und locker in den Weihnachtstag!