Im klirrend-kalten Winter mit den Kindern ein wärmendes Feuer zu entzünden, ist ein ganz besonderes Erlebnis!
Das Feuer ist bei uns im Kindergarten nicht etwas, was „mal eben schnell“ mit Anzünder und Holz entfacht wird. Bei uns erleben die Kinder ganz unmittelbar, dass Feuer etwas „Lebendiges“ ist, ein Element, das wir mit Achtsamkeit und Begeisterung nutzen können, aber ebenso ein Element mit besonderen Gefahren, die man einschätzen lernen muss. Rund um das „Feuer machen“ gibt es besondere Aufgaben und Regeln.
Schon im Sommer sammeln wir mit den Kindern Gras, feinste Pflanzenteile wie flauschige Clematissamen, Samenstände von Stauden oder Gräsern. Kinder lieben es mit kleinen Körbchen loszuziehen und diese Dinge zu finden!
Bevor wir Feuer machen, hacken wir mit den Kindern Holz. Dafür schlage ich das Beil ein kleines Stück in ein Holzscheit. Nun haut ein Kind mit einem ca. 40 cm langen stabilen Rundholz auf die Rückseite des Beils und treibt so mit jedem Schlag das Beil ein Stück weiter in das Holz. Aus den kleinen Holzscheiten wird dann in der Mitte der Feuerstelle ein „Bettchen“ gebaut.
Andere Kinder sammeln in der Umgebung trockene „Zutaten“ für das „Glutnest“ in einem Körbchen: Feines, braunes (grün darf es nicht sein!) trockenes Gras, dünne trockene Ästchen, trockenes Laub und Birkenrinde.
Mit feinmotorischer Geschicklichkeit wird Birkenrinde mit kleinen Fingern papierdünn abgezogen. Emsig und konzentriert sind die Kinder am „Fummeln“. Wenn alles bereit liegt, formen wir aus diesen Naturmaterialien ein „Nest“. Alles muss so fein, weich und luftig sein, dass ein Vogel ein Ei hineinlegen würde! Mit Hilfe eines Messers kann auch noch trockene Birkenrinde abgeschabt und ins Glutnest gegeben werden.
Und dann wird es spannend!
Mit Schlageisen und Feuerstein wird nun versucht ein Feuerfünkchen zu erzeugen. Dieses muss auf ein Stück Zunder (wir nehmen verkohlten Jeansstoff) fallen, der dann anfängt zu glühen. Sobald wir einen Funken eingefangen haben, legen wir den glühenden Zunder ins Glutnest und pusten Luft hinein.
Dabei singen wir mit den Kindern das Lied „Kleine Flamme“. Mit etwas Glück beginnt nun das Glutnest zu rauchen und etwas Feuer zu fangen. Sobald es zündelt, geben wir das „Feuerkind“ in das vorbereitete Bettchen. Nun wird es mit kleinen dünnen Ästchen und Birkenrinde „gefüttert“.
Unsere Großmutter ist immer mit dabei!
Zu unserem Feuer-Brauch gehört auch eine Großmutter, diese hat aber keine grauen Haare und keine Brille auf der Nase! Es handelt sich hierbei um einen längeren dicken Ast, in den Figuren geschnitzt, der verziert und mit kleinen Federn geschmückt wurde.
Das Kind, das die Großmutter in den Händen hält, hütet das Feuer. In unserer Kindergartengruppe gibt es eine ganze Reihe Kinder, die sehr verantwortungsvoll und stolz diese Aufgabe übernehmen:
Das Holz mit Hilfe der Großmutter immer in die Mitte schieben, so dass es nicht raucht. Holz gewissenhaft und sicher nachlegen. Die Großmutter weiter geben, wenn andere Kinder diese Aufgabe auch übernehmen möchten.
Eine ganze Reihe von Fähigkeiten und Herausforderungen stecken im "Feuer machen" - wenn es auf alte und traditionelle Weise behutsam angeleitet und vorgemacht wird.
Sobald das Feuer brennt, werden die Reste aus den Frühstücksdosen herbei gebracht und Spieße geschnitzt!
Und dann sitzen die Kinder mit leuchtenden Augen ums Feuer und schon bald kauen sie genussvoll warme Apfelstückchen, Paprika und geröstete Brötchenreste! Hmmmmmmmm!
Es ist für mich jedes Mal ein tolles Gefühl, wenn ich sehe, wie diese jungen Menschen schon in so jungen Jahren mit dem Feuer umgehen können.
Wie selbstverständlich halten die Kinder die nötigen und auch für sie sinnvollen Regeln ein.
- Am Feuer nur langsam gehen.
- Nur wer die Großmutter hat, legt Holz nach.
- Abstand halten
- Das Feuer immer im Blick haben (nicht mit dem Rücken am Feuer stehen).
- Nichts einfach ins Feuer hinein werfen.
- Und denke an den Eimer Wasser, der für alle Fälle immer in der Nähe stehen sollte!
Eine bessere Prävention gibt es meiner Meinung nicht!